Test Kawasaki H1 500ccm

Erster Fahrbericht und Kurztest aus "Das Motorrad" 06/1969 von Ra. Seite 1  2  3

     
   

 
Unser Freund Guus v. d. Beek, Mitarbeiter von „MOTOR", gehört zu den fixen Jungs", die die neue Kawasaki auf der Rennstrecke von Zandvoort ausprobieren konnten.
 
Wie wir bereits in unserem letzten Heft kurz mitteilten, hat die japanische Firma Kawasaki Aircraft Co., Ltd., Tokio, Ende Februar der Öffentlichkeit eine überraschende Neuentwicklung vorgestellt (und damit gleichzeitig die auch in Deutschland kursierenden Gerüchte von einer Aufgabe der Motorradfertigung schlagend widerlegt): Die Reihe der Kawasaki-Zweitaktmaschinen wurde jetzt nach oben mit einem 500 ccm-Modell erweitert, und diese Fünfhunderter hat zwar auch wieder einen Zweitaktmotor, jedoch keinen Zwei-, sondern einen Dreizylinder!
Schon einmal, Mitte der dreißiger Jahre, versuchte eine dem Zweitaktmotor verschworene Motorradfabrik, eine Dreizylindermaschine auf den Markt zu bringen: Zunächst mit 750, dann mit 1000 ccm baute man bei Scott in Shipley (Schottland) einen wassergekühlten Reihendreizylinder, der längs in einen Doppelrohrrahmen eingebaut, mit einem Vierganggetriebe und anschließendem Kegelradantrieb verblockt war und über Kette das Hinterrad antrieb. Die Leistung des 1000er Motors betrug (der Motor hatte noch Nasenkolben) 50 PS bei ca. 4000 U/min. Aber dieses schöne Motorrad ist über sechs Versuchsmaschinen hinaus niemals in Serie gegangen - Zweitakter so hoher Kubikzahl galten damals weithin als suspekt, und zudem war wohl auch Scott selbst nicht mehr in der Lage, den Fertigungsanlauf finanziell zu verkraften.

Die obenstehenden Bilder zeigen die (bei einem solchen Dreizylinder schon formal nicht ganz einfach zu lösende) Anordnung der drei getrennten Auspuffanlagen, zwischen denen also keinerlei Ausgleichs-Verbindung besteht. Bodenfreiheit und Kurvenneigungswinkel der Maschine werden auch durch die dritte Anlage, wie das linke Bild zeigt, nicht beeinträchtigt.
Im Gegensatz zu den übrigen Zweitaktmodellen des Kawasaki-Programms, die mit Plattendreh-schieber- Einlaßsteuerung arbeiten, steuert der neue Fünfhunderter den Einlaß aus den drei getrennten 28er Mikuni-Vergasern mittels der Kolbenunterkante - selbst wenn sich die Anordnung eines Plattenschiebers für den mittleren Zylinder hätte elegant lösen lassen, so wäre doch durch die beiden außenliegenden Vergaser der äußeren Zylinder die Baubreite des Dreizylinders untragbar geworden.
Die Leistung des Motors kann sich dennoch sehen lassen: 60 PS bei einer Drehzahl von 7500 U/min - damit kommt man mit diesem Zweitakter in die Leistungsgruppe der besten 750er Viertakter hinein und kann mit deren Fahrleistungen gleichziehen.
Das höchste Drehmoment wird mit 5,85 kgm bei 7000 U/min angegeben. Das Verdichtungsverhältnis (zweifellos ab Oberkante Auslaßschlitz rechnerisch ermittelt, tatsächlich dürfte es höher liegen) beträgt nach Werksangabe 6,8:1, 60 mm Bohrung und 58,8 mm Hub ergeben den Hubraum mit 498 ccm.
Die Aufteilung auf drei Zylinder brachte günstigere Kühlverhältnisse und, dank der um 120 ' Kurbelwinkel versetzten Hubzapfen und Arbeitsfolgen, einen ausgeglicheneren Lauf des Motors.
 

Der Bericht und die Bilder wurden leicht verändert im anderen Layout aus der "Motorrad 06/1969" entnommen.