Test und FB, Maico RS 125

Vorstellung und Fahrbericht der Maico RS 125 aus "Das Motorrad" 14/75 von Ludwig Braun. Seite 1  2  3  4

SCHMALTIER

mit 180 Millimetern Bremsringdurchmesser und im Hinterrad die aus der Serie der MD 125 stammende Simplexbremse mit 136 Millimeter Durchmesser. Beide Radnaben sind in Borrani-Felgen eingespeicht. Bei der Auslieferung sind die Maschinen mit Dunlop Racing bereift, vorn 2.50-18 und hinten 2.75-18. Den Sekundär- antrieb besorgt eine Rollenkette mit einer Teilung von 1/2" x 5/16". Der Tank besteht aus Aluminium und faßt 12 Liter, Mischung 1:30. Griffe und Hebeleien stammen aus dem Hause Magura. Die RS kann man in zweierlei Lackierung bekommen, einmal in blau-gelb wie unsere Testmaschine oder in schwarz-grün.

Der Motor
Das Gehäuse ist ein im Kokillenguß hergestelltes Aluminiumgehäuse und stammt weitgehend aus der Serie der Moto Cross 125. Ebenso das Sechsgang-Ziehkeilgetriebe mit rechts außen liegendem Schaltautomaten und einer nadelgelagerten, mit fünf Sinterlamellen bestückten, im Ölbad laufenden Kupplung. Für den richtigen Zündfunken und Zündzeitpunkt sorgt eine kontaktlose Kröber-Anlage. Auch der Drehzahlmesser ist von Kröber, er hat einen Meßbereich von 6-14000/min. Für die richtige Füllung wurde ein BingVergaser mit 34 Millimeter Durchlaß disponiert, der mit einem Gummistutzen zwecks Absorbierung der Vibrationen am Drehschieberdeckel befestigt ist. Zylinder und Kopf werden im Sandguß hergestellt und bestehen aus einer speziellen Aluminiumlegierung, die sich zum Beschichten mit Nikasil sehr gut eignet. Der Kolben wurde von Mahle geschmiedet und ist mit einem hartverchromten L-Ring bestückt. Besonders auffallend ist der aus Kupfer bestehende Kühler (unlackiert zur besseren Wärmeableitung), der ohne jede zusätzliche Halterung nur an den Kühlwasserschläuchen befestigt wurde.

Rechts: Die Kröber-HKZ sitzt auf dem linken Kurbelwellenstumpf, die Elektronikbox im Rahmenheck unter dem Sack des Alutankes.
Links: Die Sitzhöhe wurde passend für den Durchschnittsfahrer festgelegt - man sitzt entsprechend gut.

Für den Kühlwasserumlauf wurde in der Verkleidung eine 4,5 Ah fassende 12 Volt-Batterie montiert, die eine Bosch-Wasserpumpe antreibt. Das komplette Motorrad mit Wasser und Öl, aber ohne Benzin, bringt nur 78 kg auf die Waage, und mit etwas Kleinarbeit können hier schon noch einige Pfunde abgespeckt werden. Für die Leute, die eine alte Maico besitzen, gibt es bei Maico einen Umbausatz auf Wasserkühlung für ca. DM 2000,-. Dazu muß allerdings das Motorgehäuse in Pfäffingen etwas nachgearbeitet werden.

Fahreindrücke
Nachdem die Maschine fotografiert war, mußte sie vor der Fahrerprobung warmlaufen. Also Warmlaufkerze rein und einmal kräftig am Hinterrad ziehen. Nach dem kurzen Anwärm-Zeremoniell wird die Rennkerze eingeschraubt, und ab geht die Post. Sitzposition, Stummel und Hebeleien passen wunderbar. Zuerst einmal ein paar Runden einfahren unter Last mit maximaler Drehzahl 9500, allerhöchstens 10 000/min. Hier muß ich mich sehr zurückhalten, denn ich spüre deutlich, bei 10 000 würde es ganz kräftig weitergehen. Nach fünf Runden Anhalten zur Kerzenkontrolle, die Düse Marke „Europa-Sicherheitsdüse" lassen wir lieber drin. Also wieder Kerze rein, und nun darf gedreht werden. Aber langsam steigern.
Jetzt macht's Spaß! Ab 8000/min hat der Motor Leistung und dreht sauber hoch, bei 12 000/min macht er spürbar „zu". Überdrehen liegt also nur beim Herunterschalten drin. Beim scharfen Bremsen bleibt das Motorrad sauber in der Spur und „gammelt" nicht. Die Linkskurve hinter den Tribünen kann voll im sechsten Gang gefahren werden. Nach ein paar zügigen Runden hat man das Motorrad im Griff und kann versuchen, noch fahrerisch ein paar Sekunden gutzumachen. Es gibt Serienmotorräder, die eine wesentlich längere Eingewöhnungszeit in Anspruch nehmen als die Maico RS. Mit dieser käuflichen Rennmaschine kann man sich momentan die besten Chancen ausrechnen.                   L. Braun
 

Der Bericht und die Bilder wurden leicht verändert im anderen Layout aus der "Motorrad 12/1971" entnommen.