Test Kawasaki H1 500ccm

Erster Fahrbericht und Kurztest aus "Das Motorrad" 06/1969 von Ra. Seite 1  2  3

     
vom Werk als bei über 200 km/h liegend angegeben und für die Viertelmeile aus dem Stand 12,4 Sekunden genannt werden.
Uber den Verbrauch äußern sich die Werksunterlagen etwas verklausuliert. Man gibt nämlich 1 US-Gallone (= 4 Liter) für 55 Meilen (= 88 km) bei einer Geschwindigkeit von 50 mph (= 80 km/h) an, das wären 4,5 Liter auf 100 km bei 80 km/h, bzw. 33 km mit 1 Liter bei 50 km/h, das entspräche 3,3 Liter/100 km bei 50 km/h. Nun wird natürlich mit einem solchen feinen Geschoß niemand mit 80 und schon gar nicht mit 50 dahintrödeln - und darüber wird schon einiges durchlaufen. Aber umsonst ist nun mal kein Spaß auf dieser Welt - und der Spaß mit einer solchen Zweitakt-Turbine schon gar nicht.

 
Oben: Das Gehäuse für Motor und Getriebe ist, der modernen Bautendenz folgend, horizontal geteilt. Hier sieht man Im Unterteil die nicht eben schmale Kurbelwelle mit ihrer sechsfachen Lagerung, Hubzapfen jeweils um 1200 gegeneinander versetzt, dahinter das klauengeschaltete Fünfganggetriebe. Primärantrieb (hier nicht montiert) über Zahnräder, aus der Getriebehauptwelle ragt der Kupplungsdruckpliz heraus, Betätigungshebel an der gegenüberliegenden Gehäuseseite.
Die holländischen Motorrad-Importeure sind überaus clever - das wußten wir. Aber dennoch staunten wir, als wir in diesen Tagen folgenden Brief aus dem Tulpenland erhielten (von der Wegracegroep '65"), aus dem hervorging, daß doch die fixen Jungs (die ja schon die erste 750er Honda gehabt hatten) nun tatsächlich auch bereits die neue Dreizylinder-Kawasaki fuhren. So schrieben sie uns:
.Gerade als Ihr Heft Nr. 5 mit Ihrer Erwähnung der neuen Kawasaki-Dreizylinder 500 in unseren Briefkasten geschoben wurde, machten wir die ersten Bilder dieser Maschine auf dem Rundkurs von Zandvoort. Es war schneidender Wind, früh 8 Uhr, und Winterkälte mit -5 Grad aber dennoch hatte die Nachricht, daß Henk Vink von der Importfirma Bruinsma einigen Fahrern Gelegenheit geben werde, mit der soeben eingetroffenen Dreizylindermaschine einige Runden zu fahren, viele Neugierige angelockt. Obwohl die Maschine brandneu war und Herr Vink darauf selbst erst 100 km gefahren war, machte sie nicht den Eindruck, noch nicht frei zu sein. 
Die Maximalleistung wird werksseitig mit 60 PS angegeben. Alle waren begeistert von dem Beschleunigungs- vermögen!  Auf gerader Strecke fuhr man runde 185 km/h; in den Kurven bemerkte man, wie vorteilhaft sich der steife Rahmen erwies. Schnelle Zeiten freilich konnten dennoch nicht gefahren werden, weil die Strecke teilweise noch vereist war.

Oben: Links ein Blick auf den Wechselstrom-Generator, rechts das magnetische Kontaktstück für den Impulsgeber der unterbrecherlosen elektronischen Zündanlage.

Die beigefügten Bilder zeigen, wie wunderschön die Maschine aussieht. Wir bedauern nur, daß wir keine Schallplatte beifügen können: Sie würden dann hören, daß diese Kawasaki bei hoher Geschwindigkeit einen Ton wie die VierzylinderYamaha-Racing-Maschinen hat!
Alle, die heute morgen die neue Kawasaki gesehen und probegefahren haben, sind überzeugt, daß sie eine erfolgreiche Zukunft vor sich hat."
So schreiben uns also unsere Freunde aus den Niederlanden. Man merkt zwischen den Zeilen eine echte Begeisterung. Nun ja, wenn man so einen schnellen Renner untergeschoben kriegt, dann vibriert man ja förmlich vor Erwartung und Neugier. So kann man auch verstehen, daß dieser Kawasaki eine gute Zukunft gewünscht wird.
Wir wünschen ihr das auch - und wir freuen uns, daß mit dieser Maschine die Reihe der jetzt zur Verfügung stehenden großvolumigen Motorräder um ein weiteres, hochinteressantes Modell erweitert wurde, das sicherlich unter denen seine Liebhaber finden wird, die einen Zweitakter dem Viertakter vorziehen. Ra.
 

Der Bericht und die Bilder wurden leicht verändert im anderen Layout aus der "Motorrad 06/1969" entnommen.