Test Tantic TX 220 GT

Vorstellung und Test, Fantic TX 220 aus "Das Motorrad" 14/77 von H.P.Leicht. Seite 1  2  3

     
Dank der großen Bodenfreiheit sind enorme Schräglagen möglich, ohne
daß abstehende Teile gefährlich aufsetzen. Im hinteren Rahmendreieck sind Luftfilter und ein Teil der
Elektrik untergebracht.
Die hintere Trommelbremse wird zuverlässig über einen stark dimensionierten Bowdenzug betätigt.
Klarheit über die tatsächliche Leistung des Motors der Fantic TX 220 verschafften Messungen auf dem Leistungsprüfstand. Wir ermittelten mit 7,2 PS bei 9500/min zwar nicht den versprochenen Höhenflug von 8,7 PS, der gemessene Wert liegt aber immer noch deutlich über den 6,3 PS-Angaben der deutschen Hersteller.
Das sehr gute, absolut spurtreue Fahrwerk verdaut selbst gröbste Fahrbahnunebenheiten ohne jede negative Reaktion. Sitzposition, Lenkerstummel und die harte Federung sind ganz auf einen sportlichen Einsatzzweck zugeschnitten.

Eine auch bei Nässe hervorragend verzögernde, hydraulisch betätigte vordere Scheibenbremse wird von einer fadingfreien, seilzugbetätigten Trommelbremse hinten unterstützt. Lästig war nur das Pfeifen der Scheibenbremse im trockenen Zustand.
Das Gewicht von 90 Kilogramm in vollgetanktem, fahrfertigem Zustand bewegt sich im Rahmen des in dieser Klasse üblichen Standards. Das Styling der TX 220 verrät deutlich ihr Herkunftsland. Ihr zierliches, sportlich aufgemachtes Erscheinungsbild hebt sich positiv von den zum Teil etwas hausbackenen deutschen Konstruktionen ab. Gußspeichenräder, Stummellenker und ein kleiner, serienmäßig angebauter Gepäckträger gehören in dieser Klasse zur Pflicht gewordenen Ausstattung. Kupplungs und Bremshebel liegen gut zur Hand, die elektrischen Wippschalter sind in gewohntem italienischen Zuschnitt, also mehr für zartgliedrige Finger geeignet als für derbe Fäuste. 

Das komplett ausgestattete Cockpit, im typisch italienischem Design.
Die Zeiger der etwas zu kleinen Instrumente sind zu stark gedämpft, zeigen aber dafür sehr genau an.

Dem sportlichen Image ist unerfreulicherweise auch die Sitzbank angepaßt, deren spartanische Abmessungen und gnadenlose Härte erst gar nicht den Wunsch nach größeren Tourenfahrten aufkommen lassen.

Die Fantic ist insgesamt ein typisch italienisches Motorrad, wie geschaffen für den Individualisten unter den Fünfziger-Fahrern, der für nur 2710 Mark ein gut ausgestattetes Fahrzeug erhält, das nicht an jeder Straßenecke steht. Leistungs- und fahrwerksmäßig kann die TX 220 GT Super Six mit den Konkurrenzmodellen mithalten.

Den Vorzügen steht aber die bislang ungeklärte Frage nach Ersatzteilen und Werkstattbetreuung gegenüber, das Händlernetz befindet sich momentan noch im Aufbau.                                                                Hans-Peter Leicht

 

Der Bericht und die Bilder wurden leicht verändert im anderen Layout aus der "Motorrad 14/1977" entnommen.