Die Restaurierung einer Maico MD 250 von Heinz H. ..Der Heinz hat hier wirklich die 100% Lösung durchgezogen und erstklassig gearbeitet. Alles ist wirklich vom Feinsten und super sauber gemacht. Ein reines Sahneteil, selten, schön und schnell. Dafür gibt's deswegen auch die volle Punktzahl von mir. TOP

 
 

Erfahrungen aus der Restauration einer Maico md250 lk

 
Grundsätzliches zu diesem Modell:
Mitte der 70er war die Klasse bis 250ccm eine beliebte Klasse. Günstige Anschaffungskosten und geringe Versicherungskosten machten diese Klasse bei den 18jährigen sehr attraktiv. Die großen japanischen Marken haben das schnell erkannt und überschwemmten Deutschland mit unglaublichen Angeboten in diesem Segment. Als der technische Vorsprung der Japaner nicht mehr zu übersehen war und der Markt unter den Japanern aufgeteilt war, kam die kleine Maico und zeigte den Japanern wo der Hammer wirklich hing.
Die Maico hat sich deutlich von den Yamahas und Kawasakis unterschieden. Während die Japaner versuchten optisch an den größeren Modellen anzuknüpfen und auf Mehrzylinder setzte, baute Maico ein kompromissloses Sportgerät mit 1Zylinder Drehschieber Motor. Die Maico hatte gegenüber der Konkurrenz mehr Leistung, 35kg Gewichtsvorteil und einen Gang mehr. Damit brauchten auch mäßig begabte Fahrer keine 250ccm Maschine fürchten. Selbst legale RD 350 (6. Gang nicht freigelegt) konnte man demütigen und auch so mancher cb500 von Honda wurde auf kurvenreicher Strecke mächtig eingeheizt.
Die Maico war von Vollblut Rennfahrern entwickelt und gebaut worden. Die Charakteristik des Motors, das Handling, die Ausstattung (Marzocci Gabel, Tomaselli Hebelei etc.) alles war schneller, leichter und auch spartanischer. Von dieser Charakteristik hat die Maico bis Heute nichts verloren.
Die md250 ist noch heute eine exotische Erscheinung. Insgesamt entstanden ca. 1200 Stück (Das war bei Yamaha eine Tagesproduktion) von denen schätzungsweise nur ca. 300 Stück überlebten. Die Maico md250 war ein David gegen Goliat und hat sich schon deshalb in der Ahnengalerie einen ganz besonderen Platz verdient. Auch wenn es nur eine 250er ist, die Maico md250 ist ein ganz besonderes Juwel.
 
Grundsätzliches zur Restauration:
Wer glaubt man hätte es mit einer komplizierten Rennmaschine zu tun irrt, die md250 lässt sich von jedem durchschnittlich begabten Schrauber relativ einfach Instandsetzen. Das größte Problem bei der Restauration waren die Ersatzteile. Teile sind schwer zu kriegen und manchmal auch gar nicht. Sehr problematisch sind Auspuff- und Gummiteile. Auch Instrumente und Kolben sind äußerst rar. Die meiste Zeit habe ich mit dem Sammeln von Ersatzteilen benötigt. Die Spezialisten sind sehr hilfsbereit und mit etwas Geduld bekommt man letztlich alles.
Es gibt eine kleine aber sehr feine Szene die mir bei der Instandsetzung mit Rat und Tat
bemerkenswert nett und kompetent zur Seite stand. Ausdrücklich bedanke ich mich an dieser
Stelle bei Hans Hinn und Uwe Dietrich für die netten Telefonate.
 

Besichtigung und Kauf:
Im Dezember 2005 kaufte ich von Herrn Dr. Daniel Müller das Fahrzeug in einem kompletten und originalen Zustand. Das Motorrad war nicht fahrbereit. Es war fast 15 Jahre unbenutzt in der Garage gestanden. Dem Bike waren typische Standschäden zu Eigen. An der Aussage war also nicht zu zweifeln. Obwohl der Anblick traurig war, konnte man erahnen, dass das Fahrzeug einst gepflegt wurde. Papiere und ein paar Ersatzteile waren ordentlich Archiviert und zahlreich vorhanden, Der Verkäufer machte einen seriösen Eindruck, ich entschloss mich zum Kauf und damit auch zur Restauration.

Einarbeiten in das Vorhaben Restauration:
Nach dem Erwerb galt es sich einen Überblick über die anfallenden Arbeiten zu machen. Ich zerlegte das Fahrzeug bis zur letzten Schraube und machte davon zahlreiche Fotos. Inzwischen hab ich auch schon bemerkt, dass die Ersatzteilsituation für mein Modell nicht ganz unproblematisch war. Als ich dann im Mai auf einem Markentreffen die Szene richtig kennen gelernt hatte, hat sich die Ersatzteilsituation deutlich entspannt. Ich habe bei dieser Gelegenheit einen der Maico Gurus (Hans Hinn) kennen gelernt, Bei der Instandsetzung des Motors war er mir später sehr liebenswert und absolut kompetent mit Rat und Tat zur Seite gestanden.
Die Fahrt hatte sich jedenfalls sehr gelohnt. Ich konnte einige wichtige Teile noch vor Ort erwerben, verfügte nun über Ersatzteillisten und über sicherlich 20 wertvolle Telefonnummern. Nach ca. 6 Monaten hatte ich alle gesuchten Teile gesammelt. Es konnte losgehen. In dieser Angelegenheit möchte ich mich ausdrücklich bei Hans Hinn, Peter Niedderer und Uwe Dietrich bedanken. Sie haben großen Anteil am Erfolg des Projekts.

 
Die Elektrik:
Alle Kabel wurden erneuert, so dass die gesamte Elektrik bis auf Zündung und Lichtmaschine als neuwertig zu bezeichnen ist. Lange habe ich überlegt Verbesserungen in den Schaltplan einzuarbeiten. Schließlich hat das Motorrad z.B. nur eine einzige Sicherung. Auch die schwache Lichtmaschine (75W) ist für jede Entlastung dankbar. Die Veränderungen wären aber so gravierend, dass nichts vom Original übrig geblieben wäre. Sogar die geschichtsträchtige Zündung von Kröber müsste man ersetzen. Und, was wäre eine Maico ohne Kröber?

 
 
Rahmen, Anbauteile und Federelemente:
Der Rahmen und die Schwinge wurden neu in der Originalfarbe lackiert. Er wurde nicht Pulverbeschichtet weil das nur schwer repariert werden kann. Die Gabel wurde mit neuen Dichtringen versehen, neue Federbeine hab ich nach langem Suchen bei Ebay in England gefunden. Der Chrom der Federn war nach einer ordentlichen Reinigung auch wieder sehr ansehnlich geworden. Neue Schwingenlager und neu zentrierte Räder brachten das Motorrad dann schnell wieder auf die Räder. Anbauteile wie Kupplungsdeckel, Luftfilterkasten, Seitendeckel etc. wurden eins nach dem anderen aufgearbeitet und dann an den Rahmen angebaut.


Alter Lack wurde vollständig entfernt.


Die Sache entwickelte sich sehr zu meiner Freude.


Hier steht sie schon auf den Rädern u.a. mit einem  fabrikneuem Schutzblech.


Nur perfekt aufgearbeitete Teile wurden angebaut.


Das Aluminium wurde dank der Firma Schwarz Optical Tuning wieder auf Hochglanz gebracht.

 

Motor und Getriebe:
Beim Kauf war ich der Meinung, dass die auf dem Tachometer angezeigten 30000km ziemlich realistisch waren. Nach Rücksprache mit den Spezialisten war das für die damalige Technik eine Grenze die nur bei schonender Fahrweise ohne Motorschäden erzielt wurde. Eine umfangreiche Instandsetzung war obwohl keine offensichtlichen Schäden vorhanden waren von daher angeraten. Vor dem Zerlegen wurde der Motor noch Glasperlengestrahlt. Es ist unglaublich, der Dreck von Jahrzehnten verschwindet und das Gehäuse sieht anschl. wieder fabrikneu aus. Man kann das leider nur machen wenn man den Motor öffnet. Das feine Glas findet trotz akribischen abdichten den Weg
in den Motor und würde für schnellen und
gründlichen Verschleiß sorgen.
  Möglicherweise hat der undichte Wellendichtring
durch Leistungsverlust schlimmeres verhindert.

Es gab aber auch erfreuliches zu berichten, beispielsweise zeigten sich Getrieberäder, der
Zylinder und die Kolben nach der Reinigungen in erfreulich guter Verfassung. Natürlich wurden alle Lager und Dichtungen etc. erneuert.
Die Kurbelwelle wurde von einer namhaften Firma überholt. Es wurde eine neue Pleuelstange und neue Lager eingepresst. Alle Teile natürlich nur vom feinsten (Silberkäfig für das Pleuellager
und Messingkäfig für die Schulterlager etc.).

In der Zwischenzeit wurde der Vergaser überholt und die äußerst schwer zu bekommenden Armaturen von einem Tachodienst restauriert

     

 

     
Das Zerlegen des Motors bestätigte die Vorgehensweise. Die Primärkette war am Ende (ein Riss kann das Gehäuse zerstören), Kolben und Zylinder waren wegen eines verschlissenen Wellendichtrings stark verölt, das untere Pleuellager hatte viel zu viel Spiel.
Der Motor stand also kurz vor einem kapitalen Schaden.
  (Neue Ringe, Dichtungen, Reinigung und Genauigkeit überprüfen).
Anfang dieses Jahres konnte dann die Montage des Motors angegangen werden. Dank der erhältlichen Explosionszeichnung des Motors und zahlreicher Fotos von der Demontage war dies dann keine problematische Angelegenheit. Bei Unsicherheit konnte ich jederzeit auf die Hilfe
der Gurus bauen.


So sah der Motor Anfangs noch aus.


Nach dem Glasperlenstrahlen ist das Gehäuse wieder wie im Neuzustand.


Einblicke ins Getriebe und der Kurbelwelle.


Das teuerste Detail-Foto, die komplett überholte Kurbelwelle kostet über 600,- Euronen.


Zylinder und Kolbenmontage


Der fertige Motor, Drehschieberseite mit Vergaser und Schaltautomat.


Der Deckel ist drauf, der Motor bereits eingebaut. Welch Augenweide....


.....aber das Vor- und Nachher ist doch immer wieder verblüffend!

Optimierung des Motors

Um der Maico im Sinne der Bestimmung gerecht zu werden muss sie jederzeit in der Lage sein, einen vergleichbaren Reiskocher aus der selben Zeit abzuledern. Damit das auch für 350ccm Maschinen gilt, wurden die Überstromkanäle an den Übergängen optimiert. Die Fotos zeigen die leichten Eingriffe. Das Ergebnis verblüfft weil die Überstromkanäle in der Konstruktion nach Aussage von Hans Hinn eigentlich zu klein geraten waren.


Die Fräsarbeiten sind müßig und sehr zeitintensiv.


die Übergänge vom Gehäuse zum Zylinder müssen genau angeglichen werden.

 

Einstellarbeiten und Probefahrt

Das Einstellen von Bremsen, Kupplung und Vergaser erfordert noch mal Geduld und Engagement. Immer wieder muss die Zündkerze ausgebaut werden und das Kerzenbild beurteilt werden. Auch die Bremse erfordert viel Probieren bis sie optimal funktioniert. Die Probefahrten verliefen äußerst zufrieden stellend. Im Übrigen ist es schon ein besonderes Gefühl wenn man nach langer Instandsetzung den Motor zum erstem mal hört. Er läuft nun ohne beunruhigende Geräusche, nimmt das Gas sauber an und hat sehr gute Leistung für ein Motorrad dieses Alters.


Das Fertige Ergebnis. (Anm. v. Fred: schöner als aus dem Laden würde ich sagen!)

Resümee

Betrachtet man im Nachhinein die Sache in Hinblick auf die Kosten, ist festzustellen, dass die Restauration ohne Anschaffung ca. 2000,- Euro gekostet hat. Es sind keine finanziellen Kompromisse eingegangen worden. Insgesamt hat alles in allem ca. 16 Monate gedauert. Der Wert dieser 2takt Raketen wird steigen. Schließlich wird es zukünftig diese Art von Motoren nie wieder geben.

Natürlich wäre für einen Experten auch alles in 6 Wochen gegangen. Aber schon in diesen 16 Monaten hat die Maico große Freude versprüht, außerdem darf man den Bildungsfaktor nicht unterschätzen. Jeder der ein solches Projekt durchmacht, wird zwangsläufig zum Experten des jeweiligen Modells, seiner Geschichte und der allgemeinen Restaurationstechnik.

Darüber hinaus ist das Projekt für den Restaurator (49 Jahre alt) nicht nur ein Motorrad sondern es ist auch eine Zeitmaschine. Schon alleine der Geruch der typischen 2takt Fahne verursacht ein breites Grinsen und vertreibt den Kummer des Alltags. Alle vernünftigen Vorsätze werden für eine Tankfüllung ausgesetzt und das Suchen nach RD-Yamahas zur Demütigung beginnt wie einst im Mai 1974.


den Tacho noch mal auf 0 stellen!

Der Wert einer solchen Maschine ist mit Geld alleine nicht zu bestimmen, oder?

Alle Rechte bei Heinz Hausner
Heinz Hausner – Scharnhorststr. 49 – 80992 München
T. 089-14334193 – E-Mail hhausner@yahoo.de

 

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