Der "H2-Kellerfund" von Walter B. alias Tell (IG-2T) Alle Arbeiten wurden übrigens Fach- und Sachgerecht in der Triple-Klinik GL von Chefarzt Dr. Ralf K. persönlich durchgeführt. Das ist halt nun mal der Vorteil wenn man privat Versichert ist und man "schrauben lassen" kann :-))

Beim Vorbesitzer stand die H2 reichlich eingestaubt aber trocken und warm seit längerer Zeit schon im Keller. Zwar nahezu komplett aber nicht mehr funktionstüchtig. Dem Vorb. gehörte diese Maschine schon über 20 lange Jahre, und dann hat sie ihm der Walter irgendwie abgeschwatzt. Ob er damals schon wußte was er da verkauft hat ist leider nicht mehr überliefert.

Nach dem ersten gründlichen "Abwasch" konnte man aber deutlich sehen, daß die Basis gar nicht mal so schlecht war. Die schwule Rahmenlackierung aber erstmal ausser acht gelassen....

Sofort machte sich das OP-Team der Triple Klinik über den Privat-Patienten her. Links im Bild, ein junger Assistenzarzt (gennant Troll) der anstrebt baldigst die H2-Reife zu erlangen.

...wenige Stunden später war aus dem einst so stolzen Motorrad leider nur noch dieser traurige Haufen übrig geblieben. Das Team hatte sein erstes Ziel erreicht.

Zuerst wurde der Motor geöffnet und total zerlegt um evtl. Standschäden, bereits vorhandene oder sich abzeichnende Mechanikschäden zu verhindern bzw. zu beseitigen. Man beachte dazu auch den Präzisions-Feustel ganz links im Bild ;-) Es stellte sich aber glücklicherweise heraus daß Kolben und Zylinder noch relativ gut waren und ohne Sorge weiter zu verwenden sind. Beim Kurbeltrieb verhielt es sich ähnlich, alle Lager gut und nichts verbogen. Getriebe und Kupplung ohne Pitting und innerhalb der Toleranz. Wenn hier nicht richtig aufgepasst wird bzw. wer sich bei der Restaurierung diesen Arbeitsschritt evtl. sogar sparen möchte, der kann ganz böse auf die Schnauze fallen. Einen H2-Motor von Grund auf zu revidieren kostet richtig Geld, da is dann Schluß mit Lustig!!

Das Kurbelgehäuse von Zweitaktmotoren die lange stehen bzw. nicht gefahren oder konserviert werden sehen nun mal so aus! Wer mit dem "Schlick" innen drin weiterfährt ist einfach selber Schuld.

Die Zylinder und Köpfe wurden typischerweise Glasperlgestrahlt, die Brennräume innen ebenso. Sämtliche Dichtflächen sind penibelst von Dichtungsresten befreit und bei Bedarf geplant worden.

Der Rahmen, die Schwinge und sämtliche Anbauteile wurden Kunststoff-Pulverbeschichtet. Alu- und Chromteile erhielten eine Hochglanzpolierung. Gabel und Schwinge sind natürlich in Kegelrollen gelagert.

Nachdem die Räder und einige Anbauteile montiert sind, sieht das schon wieder eher nach Motorrad aus. Aber seit dem sind auch viele Monde vergangen...

Der Motor erstrahlt (im wahrsten Sinne..) wieder im alten Glanz, die Herztransplantation kann beginnen. Aber vergeßt bitte nicht die Ölleitungen vorher innen richtig sauber zu popeln und nicht einfach nur außen mal etwas abwischen, der alte klebrige Dreck muß raus wenn das Teil längere Zeit gestanden ist.

Ein sehr sehr wichtiger Punkt ist jetzt die Gasfabrik, wer da nicht sauber arbeitet wird die Fuhre später nie richtig abgestimmt bekommen. Und extrem wichtig, kontrolliert wirklich alles ganz genau auf Gleichheit. Unterschiedliche Düsenstöcke, Schieber und Nadeln, es gibt nichts was da nicht schon alles verfrickelt und vertauscht wurde. 

.....hex,hex, kurzer Zeitsprung! Das gefrickel mit Kabelbaum, Leitungen und Zügen etc. erspar ich euch. Wer es schon mal gemacht hat wird es ebenso hassen. Haupsache: Der Motor "sitzt" schon satt im Rahmen und die Auspuffanlage ist auch schon montiert. Eben diese wurde schon (hört, hört!) vom Vorbesitzer NEU verchromen lassen! Wenn einem soviel Gutes wird beschert, daß ist schon einen....hick

"Zwischendurch" dann noch die leidige aber notwendige Überholung der Bremsanlage und die Montage vieler Kleinteile. Diese Pfrimelei kostet einen erheblich an Zeit und man sieht kaum einen Fortschritt.

.Ja lecker! Da liegen ja auch schon die Lackteile nebst den Dekoren, frisch eingesaut von Rick Brett dem Präsi vom englischen H2-Club. Ja, das ist wirklich das bleuste Blau....ich liebe es!

....TRARA!! Viele Stunden später. Hier ist sie nun, die japanische 2T-Potenz-Lady der 70er Jahre pur. Das Ergebnis nach ca. 7 Monaten intensiver Arbeit und einer ordentlichen Stange verbratener Kohle kann sich doch wirklich sehen lassen, oder? Übrigens, wie ich aus sicherer Quelle erfahren habe, hat sich der völlig verblüffte Vorbesitzer bei einem Besuch ihres Anblickes wegen sogar auf die Knie begeben. Er konnte es überhaupt nicht fassen was aus dem "Kellerfund" doch für ein geiler Hammer geworden ist.....
Dieser etwas ausführlichere Restaurationsbericht spiegelt aber trotzdem nur grob den Geld- und Zeitaufwand in der Realität wieder. Unzählige Stunden wurden mit "niederen Arbeiten" wie reinigen, auswaschen, schleifen, bohren und "frickeln" verbraten. Die weltweite Beschaffung von seltenen und teueren Neuteilen erwähne ich lieber gar nicht erst. Mit viel weniger Aufwand ist so ein Ergebnis allerdings auch nicht machbar.
   
  Fotos: Ralf K. und Walter B.
Text und Bildaufbereitung: Zweitakt-Fred

© 2008 by Zweitakt-Fred, alle Bilder mit freundl. Freigabe des Besitzers.